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Aktien: So trotzen Anleger mit klugen Depotstrategien den Psychofallen des Marktes

Von Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück

 

Das Jahr 2022 hat es eindrucksvoll gezeigt: Der Aktienmarkt ist eine launische Diva. Immer wieder schwanken die Kurse in ähnlichen Zyklen und Mustern. Anleger können davon profitieren, indem sie ihrem Depot neben der strategischen Basis einen taktischen Part hinzufügen. Allerdings sollten sie genau wissen, was sie tun – und bei ihrer Entscheidung bleiben.

 

Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie in diesem Jahr gelesen, gehört oder sich selbst gefragt, wohin die Reise an der Börse geht? Unseres Erachtens ist schon die Frage „Sollen Anleger ihr Vermögen aus dem Aktienmarkt abziehen oder lieber zukaufen?“ falsch gestellt. Denn: Auf Sicht von einigen Jahren und erst recht längeren Zeiträumen sind Aktien die rentabelste Anlageklasse! Warum sollte man komplett daraus aussteigen, wenn das nur die Frage nach sich zieht, wann ein Wiedereinstieg sinnvoll wäre?!

 

Taktische Aktienquote für antizyklische Käufe

Nein, das geht deutlich besser – und zwar mit einem Depot, das aus einer strategischen Basis und taktischen Anteilen besteht. So investieren wir in unserem Haus 80 Prozent des Anlagevermögens dauerhaft. Welche Segmente am Aktienmarkt wir bei diesem strategischen Teil des Portfolios für besonders aussichtsreich halten und was wir uns dabei denken, lesen Sie hier. Bis zu 20 Prozent setzen wir indes als taktische Aktienquote ein. Dabei kaufen wir via Indexfonds (ETF) einen bestimmten Markt antizyklisch, sprich dann, wenn wir ihn für überverkauft halten. Und wir verkaufen den ETF, wenn sich dieser Aktienmarkt erholt hat und wir ihn als ausgereizt betrachten.  

 

Chance auf höhere Rendite und entspanntere Nerven

Was ist der Vorteil dieser Kombination von Strategie und Taktik? Investmentprofis wissen, dass die Finanzmärkte zyklischer Natur sind, weil sie mal von Gier, mal von Angst regiert werden. Diese zyklische Natur der Märkte wird sich wohl niemals ändern. Indem Anleger solche Phasen der Übertreibung nutzen, gewinnen sie zweierlei: Zum einen steigt ihre Chance auf eine höhere Rendite, wenn nach dem Abschwung in einem Markt, den der taktische Teil des Depots nicht erlitten hat, ein Aufschwung einsetzt und sie davon profitieren. Zum anderen halten sie nach einem guten Lauf am Aktienmarkt für antizyklische Käufe einen „Teil ihres Pulvers trocken“. Dieses Wissen beruhigt die Nerven.

 

Einen Plan entwickeln – und sich daran halten

Allen Anlegern, die eine solche Depotstrategie umsetzen wollen, sei jedoch eines ans Herz gelegt: Sie brauchen einen klaren Plan, den sie ohne Wenn und Aber ausführen. So muss im Vorhinein genau festgelegt werden, bei welchem Punktestand ein Index wie zum Beispiel der DAX gekauft und wann er wieder verkauft wird. Keinesfalls sollten sich Anleger dazu hinreißen lassen, „aus dem Bauch heraus“ Entscheidungen zu treffen, denn das geht meistens schief. Vielmehr ist es sinnvoll, bei der Auswahl solcher Kauf- und Verkaufsmarken psychologisch wichtige Bezugspunkte im Kursbild zu wählen – so etwa das Erreichen des Juni-Tief im DAX.

 

ETF statt Einzelwerte

Übrigens: Vom Kauf von Einzelwerten sollte man bei der taktischen Aktienquote Abstand nehmen. Erstens ist das Risiko, dass ein Papier wegen enttäuschender Geschäftsentwicklung nicht so läuft wie gedacht, größer als bei Dutzenden von Aktien. Und zweitens besteht die Gefahr, dass sich der Anleger in eine Aktie „verliebt“ und sie selbst dann nicht verkauft, wenn sie sich wider Erwarten schwächer entwickelt als der Markt. Ein breit gestreuter ETF ist daher die bessere Wahl.

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