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Für Gold brechen nun wieder glänzende Zeiten an

Von Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück

 

In den vergangenen Jahren war es still geworden um Gold. Kein Wunder: Von 2011 bis 2023 konnte das Edelmetall unter starken Schwankungen nur den Nominalwert erhalten. Doch mit dem klaren Ausbruch über 2.050 Dollar und einem frischen Allzeithoch zeigte Gold im März viel Stärke. Dem Metall könnte nun eine ertragreiche Phase bevorstehen – Schwankungen inklusive.

 

Wir hatten zuletzt im November 2022 in unserer Kolumne darauf hingewiesen, dass wir für Gold auf mittlere bis längere Frist sehr positiv gestimmt sind. Allerdings mussten sich Gold-Anleger wegen der Zinserhöhungen noch eine Weile gedulden. Doch mit dem klaren Überwinden der Schwelle von 2.050 Dollar im März 2024 hat sich das Edelmetall nun deutlich über die bisherigen Hochpunkte hinweggesetzt. Dieser starke Ausbruch in neue Höhen ist ein Zeichen von Stärke, die sich mittelfristig fortsetzen dürfte.

 

Zinssenkungen dürften Goldpreis weiter beflügeln

Neben diesem technisch starken Bild spricht eine Reihe fundamentaler Gründe für eine positive Haltung gegenüber dem Edelmetall. Hierzu gehört die Resilienz des Goldpreises angesichts der beispiellosen Zinserhöhungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank. Schließlich ist der Zins ein Konkurrent zur Goldanlage, weshalb bei einer Leitzins-Erhöhung um fünf Prozentpunkte ein stärkerer Kursrückgang bei Gold zu erwarten gewesen wäre. Doch mit einem zeitweisen Kursrückgang von maximal 20 Prozent schlug sich das Edelmetall sehr tapfer. Da in Zukunft Leitzins-Senkungen statt Erhöhungen zu erwarten sind, dürfte dies den Goldpreis zusätzlich beflügeln.

 

Notenbanken der Schwellenländer kaufen verstärkt Gold

Die Widerstandsfähigkeit von Gold gegenüber den Zinserhöhungen dürfte zudem auf neuartige Faktoren zurückzuführen sein. Dazu gehören die verstärkten Goldkäufe der Zentralbanken der Schwellenländer. Länder wie Brasilien, Indien oder China bzw. deren Notenbanken haben ihre Goldbestände zunehmend ausgebaut, um von der inflationären Geldpolitik der USA unabhängiger zu werden. Da ihre Bestände aber noch längst nicht das relative Niveau der westlichen Welt erreicht haben, ist ein Ende dieser Käufe durch diese Notenbanken noch lange nicht in Sicht. Auch dies dürfte den Goldpreis mittel- und längerfristig stützen.

 

Geldmengen im Westen werden weiterhin wachsen

Last but not least wird sich das Wachstum der Geldmenge in der westlichen Welt tendenziell sehr wahrscheinlich fortsetzen. Wie sonst sollten hoch verschuldete Staaten, etwa die USA, auf Dauer „über die Runden kommen“? Da eine größere Geldmenge aber per definitionem inflationär wirkt und der Realzins sich aus der Gleichung „Nominalzins minus Inflation“ ergibt, bedeutet das zwangsläufig: Der für Gold entscheidende Realzins wird strukturell negativ sein und/oder zumindest wieder sinken. Beides ist förderlich für Gold, da es anders als Aktien und Anleihen keine regelmäßigen Erträge wie Dividenden oder Zinsen abwirft.

 

Goldminen haben noch Aufhol-Potenzial

Noch ein Wort zu den Goldförderern, deren Aktienkurse dem Goldpreis noch hinterher hinken. Häufig wurde in den vergangenen Jahren als Grund angeführt, dass bei einem seitwärts laufenden Goldpreis die steigenden Kosten (Lohn/Energie usw.) auf die Erträge dieser Unternehmen drücken. Nun aber könnte der steigende Goldpreis die Margen dieser Unternehmen verbessern. Einen größeren Anstieg hat bislang aber wahrscheinlich die fehlende Liquidität in diesem Sektor verhindert. Da der Markt der Goldminen recht klein ist, könnte schon ein gewisser Schub an Liquidität viel Dynamik in den Sektor bringen. Wir sehen bei Goldförderern vor dem Hintergrund solider Zahlen einiges an Potenzial.

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