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MSCI World – einfach genial oder doch nicht das Gelbe vom Ei?

Von Thomas Keller, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück

 

Nach der starken Performance der Aktienmärkte seit November 2023 gilt vielen Anlegern ein ETF auf den MSCI World als das Nonplusultra. Doch was für Anfänger ein guter Startpunkt für die Geldanlage sein mag, ist zur Verwaltung größerer Vermögen nur bedingt geeignet. Denn der angeblich so breit gestreute MSCI World bringt Nachteile mit sich, die richtig ins Geld gehen können.

 

Seit November befinden sich die weltweiten Aktienmärkte in einem starken Aufwärtstrend. Insbesondere große Werte wie Microsoft, Nvidia und Meta haben die Indizes nach oben gehievt. Kein Wunder, dass auch ETFs auf den MSCI World glänzen und die Aufmerksamkeit vieler Anleger auf sich ziehen. Wie nach stärkeren Avancen oft üblich, gilt manchen jetzt ein simples Index-Investment als der Weisheit letzter Schluss. Als unabhängige Vermögensverwalter setzen auch wir ETFs ein, gleichzeitig sind wir der Überzeugung, dass ein robust aufgestelltes Depot mehr als den MSCI World benötigt. Im Detail:

 

Konzentration auf allen Ebenen statt globaler Streuung

Der MSCI World wird als breites Investment vermarktet, das über 1.479 Aktien, sehr viele Länder und sämtliche Branchen streut. Doch hinter der ach so breiten Streuung verbergen sich Klumpen: Gut 70 Prozent des Geldes fließen in Unternehmen, die in den USA gelistet sind, und nur rund 15 Prozent wandern in europäische Firmen; sechs Prozent werden in Japan angelegt. Die Schwellenländer und damit der Großteil der Weltbevölkerung kommen gar nicht darin vor. Fast drei Viertel des Geldes stecken in fünf von elf Wirtschaftssektoren, wobei allein 25 Prozent auf IT entfallen. Auf Unternehmensebene nehmen die zehn größten Konzerne 20 Prozent des Kuchens in Anspruch. Der Anteil der letztplatzierten 500 Firmen dürfte nicht einmal diese Quote erreichen.

 

Regulation kann ETF-Anleger teuer zu stehen kommen

Nun muss die Konzentration nicht zwingend negativ sein. 2023, als vor allem die Kurse der Mega Caps aus dem Tech-Sektor stiegen, arbeitete dieses Element zugunsten der Anleger. Aktuell lässt man in der westlichen Welt die großen IT-Plattform-Unternehmen noch relativ frei gewähren. China geißelte die dort ansässigen Tech-Giganten bereits tiefgreifender. Sollte der politische Wind in den USA (und Europa) drehen und sollten die Wettbewerbshüter härter durchgreifen, dann ist der Index aufgrund der hohen Gewichtung überexponiert – ein regulatorisches Risiko. Quasi als Vorgeschmack verdonnerte die EU-Kommission vor einigen Tagen den Tech-Giganten Apple zur Zahlung von 1,8 Milliarden Euro, weil die Firma aus Cupertino ihre marktbeherrschende Stellung für den Vertrieb von Musik-Streaming-Apps bei iPhone- und iPad-Nutzern missbraucht habe. Ein rein auf dem MSCI World basierendes Depot ist von der der kräftigen Kursdelle bei Apple stärker betroffen als ein wirklich breit gestreutes.

 

Höheres Risiko durch Verzicht auf andere Anlageklassen

Die Devise „Ein Weltaktien-ETF reicht“ verfängt aus einem weiteren Grund nicht. Seitdem die westlichen Notenbanken die Zinsen wegen der Inflation nach oben geschraubt haben, gibt es neben Aktien andere Anlageklassen mit attraktivem Rendite-Risiko-Profil. Dazu gehören vor allem Unternehmens- und Staatsanleihen, die insbesondere risikobewusste Anleger ansprechen, aber auch Rohstoffe und Gold. In der reinen Aktien-ETF-Variante aber kommen diese Assets, die weitere Renditequellen erschließen und ein Depot stabilisieren können, nicht vor. Anleger, die nur auf den MSCI World setzen und andere Anlageklassen beiseitelassen, setzen sich einem größeren Risiko aus, ohne dass sie dafür sicher mit einer höheren Rendite belohnt werden.  

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